Dienstag, 31. Januar 2017

Rezension zu "Auf Leben und Tod" von Martin S. Burkhardt

Für die Insassen der Freien Erde ist es etwas vollkommen Normales, in den Ring zu steigen, um ihr Gegenüber brutal zuzurichten oder gar zu töten. Sie fühlen sich geehrt, sobald der König sie in seine Gemächer lädt. Es ist für sie normal, dem König zu gehorchen; sie kennen es ja nicht anders. 
Die Erwachsenen schon. 
Sie können sich noch gut an ihr Leben davor erinnern. 
Und genau deswegen müssen sie unterdrückt werden. Sie dürfen es nicht versauen, Henry hat es sich so hart erarbeitet... 

"Auf Leben und Tod" von Martin S. Burkhardt ist die Geschichte eines kleinen, unschuldigen Jungens, der in seiner Kindheit brutal misshandelt wurde und langsam, aber sicher zu einem Monster heranwächst. 

Man denkt, man kenne schon alles. Man denkt, die schlimmsten Thriller schon gelesen zu haben. Aber hiermit muss ich euch gewissermaßen enttäuschen: an Grausamkeit hat "Auf Leben und Tod" jede Horrorstory übertroffen, die ich bis jetzt gelesen habe. Es ist wie ein Splatter - ein sehr blutiger Splatter - in Buchform. Außerdem kommt wirklich jeder auf seine Kosten - ob Rätselraten für die Krimiliebhaber, Nachdenken über Familiendramen, Mitleid über unverstandene Kinder oder soll es doch lieber eine Schnulze sein? Kein Problem: der Leser wird mit jedem Genre vollgestopft. Man kommt nicht drumherum, sich Zeit zum Nachdenken über das Gelesene zu nehmen. Es ist einfach zu krass, als dass man es einfach abtun könnte. 

Aber worum geht es nun eigentlich genau? Nun, es fängt mit dem kleinen Henry an. Henry ist nicht mal zehn Jahre alt, anfangs ein guter Schüler und lebt mit seinen Eltern auf deren Bauernhof. Oder sollte man besser sagen: "muss die Arbeit des halben Hofes auf sich nehmen und wird als Abreagier-ich-boxe-dich-halb-tot-Junge-Puppe missbraucht"? Es trifft wohl beides zu. Liegt im Auge des Betrachters... Die Situation spitzt sich immer mehr zu und Henry wünscht sich nichts mehr, als ein wenig Gerechtigkeit. Durch die häusliche Gewalt verschwimmt seine Vorstellung von "Gerechtigkeit" irgendwann mit schamloser Grausamkeit. Die Kapitel sind immer abwechselnd geschrieben: in einem Kapitel durchlebt man die Kindheit des jungen Henry, auf den nächsten Seiten befindet man sich plötzlich in der brutalen "Welt", die sich Henry als Erwachsener aufgebaut hat. Alles spielt sich unterirdisch ab; die dort aufgewachsenen Jugendlichen kennen die normale Erde nicht. Sie kennen nur ihre kleine Gesellschaft und dessen Regeln. Sie sind getrimmt darauf, sich in brutalen Kämpfen gegenseitig niederzustrecken, aber genaueres will ich natürlich nicht verraten ;-) 

Anders als es sonst der Fall ist, passt das Cover exakt zum Inhalt des Buches. Es wirkt brutal und abschreckend - wer anderes vom Buch erwartet, sollte es wohl lieber wieder beiseite legen. 

Alles in allem kann ich also nur sagen, dass ich es absolut grandios fand - vom Schreibstil über die Gestaltung. Und den Inhalt natürlich nicht zu vergessen! 

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